Seine Heiligkeit der 17. Gyalwa Karmapa, Thaye Dorje
Karmapa verkörpert die Tatkraft aller Buddhas und ist das Oberhaupt der Karma Kagyü Linie des Diamantweg-Buddhismus. Er gilt als der erste bewusst wiedergeborene Lama Tibets. Beispielsweise war ein Schüler des 4. Karmapa der Lehrer des 1. Dalai Lama.
Geburt und Kindheit
Gyalwa Karmapa wurde im Mai 1983 in Lhasa, Tibet geboren. Sein Vater, der dritte Mipham Rinpoche, ist ein bedeutender Lama der Nyingma-Tradition, seine Mutter Dechen Wangmo entstammt einer tibetischen Adelsfamilie, die ihre Herkunft auf den sagenumwobenen König Ling Kesar zurückführt. Die Familie wohnte mit dem Sohn Tenzin Khyentse zunächst am „Bharkhor“, einer berühmten, ringförmigen Pilgerstraße im Zentrum der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Schon als Kleinkind äußerte er, dass er der Karmapa sei.
Wiederauffindung
1986 gab Chogye Trichen Rinpoche, ein hoch angesehener Meister der tibetisch-buddhistischen Sakya-Tradition, Shamar Rinpoche einen Hinweis auf das Kind in Lhasa. Chogye Trichen berief sich dabei auf eigene Träume und Informationen eines Besuchers, der kurz vorher in Lhasa gewesen war und ein Foto des jungen Karmapa mitgebracht hatte.
Daraufhin bat Shamar Rinpoche, der als zweithöchster Lama der Karma Kagyü Linie traditionell für die Auffindung des nächsten Karmapa verantwortlich ist, den weithin bekannten Lehrer Lopön Tsechu Rinpoche, weitere Erkundigungen einzuziehen. Lopön Tsechu besuchte Lhasa und kehrte mit detaillierten Informationen über einen Jungen namens Tenzin Khyentse und seine Familie zurück. Er berichtet auch, dass der Junge ihn bei seiner ersten Begegnung wieder erkannt hatte.
Anfang 1991 verkündete Shamar Rinpoche während der Einweihung eines Klosters in Nepal große Neuigkeiten: Nach Auswertung weiterer Informationen, der Durchführung traditioneller Prüfungen sowie einer Meditations-Zurückziehung sei nun klar, dass der neue Karmapa in Tibet lebe und den Namen Thaye Dorje tragen werde – ein Name, der „grenzenlose unveränderliche Buddha-Aktivität“ bedeutet.
1994 wurde der junge Karmapa mit Hilfe von westlichen Schülern aus Tibet nach Indien gebracht. Noch im selben Jahr inthronisierte Shamar Rinpoche den 17. Karmapa im Beisein zahlreicher Besucher aus der ganzen Welt im Karmapa International Buddhist Institute (KIBI) in New Delhi.
Ausbildung
Danach durchlief Gyalwa Karmapa eine umfassende Ausbildung bei Shamar Rinpoche, Topga Rinpoche, Prof. Sempa Dorje, Khenpo Chödrak Rinpoche, dem US-amerikanischen Philosophieprofessor Harrison Pemberton sowie vielen hochrangigen Lamas und Gelehrten des tibetischen Buddhismus.
Unter anderem reiste Chogye Trichen Rinpoche, Halter der Tsharpa-Sakya-Tradition und Hinweisgeber für die Auffindung des Gyalwa Karmapa, trotz seines hohen Alters von seinem Sitz in Nepal in das von Gendün Rinpoche aufgebaute Kloster Dhagpo Kagyü Ling in Frankreich, um Gyalwa Karmapa dort mehrere Monate lang Übertragungen und Einweihungen zu geben.
Später traf sich Gyalwa Karmapa mit Luding Kenchen Rinpoche, dem Halter der Ngor-Sakya Tradition des tibetischen Buddhismus, in den USA. Von ihm erhielt Gyalwa Karmapa Übertragungen, die zwar der Karma Kagyü-Tradition zugerechnet werden, aber über mehrere Generationen in der Sakya-Schule bewahrt wurden.
Von dem bedeutenden Nyingma- und Sakya-Meister Pewar Rinpoche empfing Gyalwa Karmapa darüber hinaus die gesamten Übertragungen des „Dam Ngag Dzö“, der größten Sammlung traditionsübergreifender Einweihungen im tibetischen Buddhismus.
Lehr und Reisetätigkeit
Seit 1999 reist Karmapa regelmäßig in die Länder Südostasiens sowie nach Europa, Russland und Nordamerika. Bei seiner ersten Reise nach Europa begleitet ihn Löpon Tsetchu Rinpoche. Zum Auftakt wurde er im Januar 2000 in der Düsseldorfer Philips-Halle von mehr als 6000 Schülern herzlich empfangen, die aus den von Lama Ole Nydahl gegründeten Zentren für Diamantweg-Buddhismus kamen.
Weitere Aktivitäten und wichtige Events
In Indien ist Karmapa häufiger Ehrengast und Lehrer bei Veranstaltungen der sogenannten indischen Neo-Buddhisten. Diese Gemeinschaft, bei der Gyalwa Karmapa sehr hohes Ansehen genießt, ist aus der Emanzipationsbewegung ehemaliger Kastenloser in Indien hervorgegangen und umfasst inzwischen rund 20 Millionen Menschen.
In Bodh Gaya, der wichtigsten Pilgerstelle des Buddhismus in Nordindien, leitet Karmapa alljährlich das große Friedensgebet Kagyü Mönlam, an dem die Lamas der Karma Kagyü Linie und tausende von Menschen aus der Himalaya-Region teilnehmen.
Karmapa unterstützt auch karitative Projekte, darunter das „Karmapa Healthcare Project”, bei dem westliche Ärzte auf der Basis von ehrenamtlichem Engagement entlegene Gegenden in der Himalaya-Region besuchen, um kostenlos Patienten zu behandeln und medizinisches Nachwuchspersonal auszubilden.
Heute lebt Karmapa im „Karmapa Buddhist International Institute“ (KIBI) in New Delhi (Indien). Er ist der Schirmherr von etwa 900 Klöstern, Institutionen und Zentren weltweit.
Im Jahr 2012 ernannte Karmapa Lama Jigme Rinpoche zum seinem Generalsekretär. Lama Jigme Rinpoche erhielt seine Ausbildung vom 16. Karmapa und wurde vom 16. Karmapa in den 1970er Jahren zu seinem Vertreter in Europa ernannt. Jigme Rinpoche ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und ein vielfach gefragter Lehrer. Er ist außerdem spiritueller Ratgeber des Buddhistischen Dachverband Diamantweg e.V. (BDD). Er lebt heute in Dhagpo Kagyü Ling, Südfrankreich.
Der 17. Karmapa besucht regelmäßig die Zentren für Diamantweg-Buddhismus in aller Welt – u.a. gab er mehrfach Belehrungen und Einweihungen im Europe Center in Immenstadt (Allgäu), dem internationalen Treffpunkt für Diamantweg-Buddhisten.